Auf Übersetzer setzen. Stefan Zweig, Eden und Cedar Paul: The World of Yesterday
Eden und Cedar Paul sind in der Stefan-Zweig-Forschung als die wesentlichen Übersetzer:innen des Autors ins Englische bekannt. Die bisherige wissenschaftliche Auseinandersetzung lässt das Übersetzerpaar und dessen Leistung jedoch in einem ambivalenten und widersprüchlichen Licht erscheinen. Basierend auf bislang unerforschten Archivmaterialien umreißt dieser Vortrag die langjährige Arbeitsbeziehung zwischen Zweig und Eden und Cedar Paul, die sich einen Namen als Vermittler:innen der mitteleuropäischen literarischen, sexuellen und psychologischen Moderne in der englischsprachigen Welt gemacht hatten. Es entwickelte sich eine nachhaltige Zusammenarbeit, die auf wechselseitiger Anerkennung, einem kosmopolitischen und frankophilen Weltbild (trotz ausdrücklicher politischer Differenzen) sowie einer geteilten Erfahrung und Solidarität des Untergangs der „Welt von Gestern" im Angesicht des Zweiten Weltkriegs beruhte. Unter Berücksichtigung übersetzungstheoretischer Einsichten bietet der Vortrag sowohl eine neue Einschätzung der Übersetzungsleistung in The World of Yesterday als auch neue Einblicke in das Verhältnis zwischen Zweig und dem Übersetzerpaar Eden und Cedar Paul.
Birgit Lang ist Professorin der Germanistik an der University of Melbourne, Australien. Nach ihrem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien forschte und lehrte sie an der University of Oxford, Duke University, und am Leibniz-Institut für Jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow in Leipzig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Exilkultur und -literatur; Geschichte der Sexualwissenschaft und Sexualitätsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert; Wissenstransfer zwischen den Kulturen. Zuletzt veröffentlicht: ‚Psychoanalysts through Translation? Julien (Johan) Varendonck (1879-1924) and Anna Freud (1895-1982)’ (2022); What is Translation History? A Trust-Based Approach (mit Andrea Rizzi and Anthony Pym, 2019).
Eintritt frei!